Nichts für „Betriebsblinde“: Lernen im Unternehmen

Wer sich mehr berufliches Know-how aneignen möchte, sollte mit offenen Augen und Ohren durch sein Unternehmen gehen. Zeigen Sie Eigeninitiative und interessieren Sie sich auch für das, was um Sie herum geschieht.

Lernen im Unternehmen? Da denken die meisten von uns nur an eine betriebliche Weiterbildung – die nicht selten als unliebsame Pflichtveranstaltung absolviert wird. An Ihrem Arbeitsplatz finden sich jedoch zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie Ihr Wissen und Können jeden Tag ein kleines Stückchen mehr ausbauen können.

Profitieren Sie vom Erfahrungsaustausch mit anderen

Eine hervorragende Quelle für neues Wissen bieten Ihre Kollegen. Legen Sie die Scheuklappen ab und schauen Sie, wann immer sich die Chance dazu bietet, einem Ihrer Kollegen bewusst über die Schulter: Welche alternativen Möglichkeiten finden sich da im Vergleich zu Ihrer normalen Arbeitsweise? Können Sie für sich und Ihre Aufgaben von dem Vorgehen eines anderen etwas übernehmen? Stellen Sie Ihre Handlungsweisen kritisch auf den Prüfstand.
Auch Hinweise, Tipps und Kritik Ihrer Kollegen sollten Sie offen und gerne annehmen, anstatt sie geflissentlich zu überhören oder einfach abzublocken. Lernen Sie außerdem aus Ihren Fehlern, aber auch aus den Fehlern der anderen.

Ganz wichtig ist es auch, sich für andere Gebiete und Bereiche im Unternehmen zu interessieren. Blicken Sie immer über die Tischkante Ihres eigenen Arbeitsplatzes hinaus und betrachten Sie den Betrieb in seiner Gesamtheit. Wie verlaufen Arbeitsprozesse? Was machen andere Abteilungen? Sprechen Sie also nicht nur mit Kollegen aus Ihrem direkten Arbeitsumfeld, sondern treffen Sie sich auch einmal mit Kollegen aus ganz anderen Geschäftsbereichen zum Mittagessen und erfahren Sie mehr über ihr tägliches Tun. Genauso aufschlussreich kann es sein, sich mit entfernten Bekannten aus anderen, durchaus auch branchenfremden, Unternehmen über arbeitsrelevante Themen zu unterhalten – natürlich ohne Betriebsinterna auszuplaudern. Neu kennengelernte Arbeitssystematiken oder Erfahrungen können Sie vielleicht auch auf Ihr eigenes Aufgabenfeld übertragen.

Wer viel fragt, bekommt viele Antworten

Um etwas dazuzulernen, sollten Sie auch Fragen stellen können. Insbesondere wenn Ihnen innerhalb einer Aufgabenstellung etwas unklar ist, sollten Sie es für sich zur Regel machen, an geeigneter Stelle nachzufragen. Aber auch, wenn Ihre Fragen nicht direkt Ihre Arbeit betreffen, brauchen Sie sich nicht scheuen, sie zu stellen. Natürlich möchten Sie Ihren Kollegen nicht durch ständiges Fragen auf die Nerven fallen, aber bei etwas Feingefühl für den richtigen Zeitpunkt freuen sich die meisten, wenn man sich für sie und ihre Arbeit interessiert. Manchmal muss man erst eine verschlossene Tür öffnen, aber in den meisten Fällen werden Sie auf großes Entgegenkommen treffen.
Auf viele Ihrer Fragen können Sie natürlich auch selbst nach Antworten suchen, indem Sie beispielsweise entsprechende Hintergrundinformationen im Internet recherchieren oder Fachpublikationen zum fraglichen Thema lesen.

Vieles ist eine Diskussion wert

Diskutieren ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber eine gewisse Diskutierfreudigkeit sollten Sie sich nach Möglichkeit angewöhnen. Debattieren Sie mit Kollegen über interessante Themen und versuchen Sie, klar Stellung zu beziehen. Üben Sie sich darin, einerseits Ihre Meinung nachvollziehbar zu formulieren und andererseits die Argumente der anderen inhaltlich und systematisch genau zu verfolgen. Gleichen Sie diese Argumentationskette mit Ihren eigenen Gedankengängen ab und suchen Sie nach Gemeinsamkeiten und Differenzen. Durch jede Diskussion – ganz gleich ob zu einem arbeitsrelevanten oder allgemeinen Thema – erhalten Sie neue Informationen, erfahren etwas über weitere Einflussfaktoren und lernen neue Standpunkte kennen. Den Lerneffekt für Ihre Allgemeinbildung und Ihr berufliches Know-how sollten Sie keinesfalls unterschätzen.

Eine eigene betriebliche Weiterbildung

Stellen Sie sich doch Ihre eigene kleine betriebliche Weiterbildung zusammen! Klicken Sie sich am Abend nach einem nicht ganz so anstrengenden Arbeitstag durch das Intranet Ihres Unternehmens oder schauen Sie sich bewusst EDV-Funktionen an, die Sie noch nie benutzt haben. Lesen Sie Dokumente und Informationsmaterial, das zwar Ihren eigentlichen Tätigkeitsbereich nicht direkt betrifft, Ihnen aber mehr über das Unternehmen und die Arbeitsabläufe verrät. Planen Sie ein oder zwei ruhige Stunden pro Woche ein, in denen Sie aktiv etwas dafür tun, um Ihr Wissen zu erweitern. Vielleicht fragen Sie auch einmal bei Ihrem Vorgesetzten nach, wie Sie sich über Ihren Arbeitsbereich hinaus weiterbilden können.

„Selbstcoaching“ und Feedback von anderen

Auch an kleinen Schwächen bei wichtigen Kernkompetenzen können Sie durch Eigeninitiative im beruflichen Feld arbeiten. Wenn Sie beispielsweise das Gefühl haben, dass sich Ihr kommunikatives Auftreten noch optimieren lässt, dann nehmen Sie dieses Thema für sich persönlich in Angriff:
Üben Sie beim Betreten des Aufzugs immer als erster zu grüßen und ein paar nette Worte zu verlieren. Spielen Sie Ihr Auftreten in einem bevorstehenden Meeting einmal in Ruhe zu Hause vor dem Spiegel durch oder halten Sie aus dem Stegreif einen Kurzvortrag zu einem beliebigen Thema. Beobachten Sie sich selbst und bewerten Sie Ihre Gestik und Mimik. Vielleicht finden sich auch ein paar nette Kollegen oder Freunde, die Ihnen ein offenes Feedback zu Ihrer kleinen Übungspräsentation geben? Versuchen Sie dann in kleinen Schritten das eine oder andere zu verbessern. 

Oder testen Sie Ihre Kommunikationsfähigkeit beim Einkaufen, indem Sie ein paar Mal versuchen, einen Rabatt auf nicht reduzierte Ware zu erhalten. Dabei sammeln Sie auf ganz unverfängliche Art und Weise etwas Verhandlungserfahrung, bevor Sie Ihr Argumentationsgeschick dann bei einem beruflichen Zusammentreffen anwenden. Natürlich muss man bei jeder dieser Übungen zunächst seine inneren Widerstände überwinden, das ist ganz normal. Aber mit dem ersten kleinen Erfolgserlebnis macht Ihnen Ihr „Selbstcoaching“ bestimmt auch Spaß.

Sicherlich finden Sie selbst noch viele weitere Möglichkeiten, wie Sie in und von Ihrem Unternehmen lernen können – und wie Sie wiederum Ihr Wissen an andere weitergeben.

Fit durch Lernen im Unternehmen

  • Gehen Sie mit offenen Augen durchs Unternehmen und zeigen Sie auch für andere Arbeitsbereiche Interesse.
  • Tauschen Sie sich mit Kollegen und Bekannten aus und übertragen Sie dadurch neu erworbenes Wissen auf Ihren eigenen Arbeitsplatz.
  • Stellen Sie Fragen und suchen Sie nach Antworten.
  • Lernen Sie durch Diskussionen neue Faktoren kennen und ergänzen Sie Ihre Informationen zum Thema.
  • Trainieren Sie sich selbst, indem Sie sich aktiv um neues Know-how bemühen oder an Ihren Kernkompetenzen arbeiten.